WISSENSWERTES


KEINE ANGST VOR ALTEN ÖFEN
Historische Öfen und das Energieeffizienzlabel

Einleitend sei darauf hingewiesen, dass wir unter dem Begriff einer historischen Feuerstätte in erster Linie Einzelöfen mit kunst-, technik- oder firmengeschichtlichem Hintergrund verstehen, die in der Regel mindestens 100 Jahre alt sind und nicht überwiegend der Kategorie "Dauerbrandofen" angehören.

Mit der Einführung der EU-Verordnung 2015/1186 erging u.a. die verpflichtende Aufforderung, ab dem 1. Januar 2018 auch alle in Verkaufsräumen gezeigten oder dort betriebenen "Einzelraumheizgeräte" an der Vorderseite des Gerätes (Vorsicht...Brandgefahr!) mit einem definierten Energieeffizienzlabel (A++ bis G) auszustatten. Dies gilt nicht für

Wem all dies bzgl. historischer Öfen zu kompliziert erscheint, kann sich auch gleich der Ausnahmeregelung bedienen: Demnach müssen Öfen, die vom Hersteller seit dem 1.01.2018 nicht mehr produziert werden sowie nicht mehr bestellbar sind, nicht gelabelt werden...

Die Bestimmungen der BImSchV sind in jedem Falle einzuhalten.



"DAS OFENLOSE HAUS WIRD ES GENAUSO WENIG GEBEN, WIE DEN EISFREIEN WINTER."
Wilfried Schrem, 2006

Der Mensch bastelte sich vor knapp 1000 Jahren in unseren Breitengraden die ersten Öfen aus Stein und Keramik, war erst vor knapp 500 Jahren imstande, solche zu gießen, begann erst vor 300 Jahren ernsthaft über die Effizienz seiner Heizgeräte nachzudenken und ließ gar erst vor 100 Jahren Dauerbrandöfen in Serie gehen. Warum wir dies erwähnen? Weil eine Entwicklung von Kultur ohne Feuer und Ofen undenkbar gewesen wäre und auch weiterhin undenkbar ist. Der Ofen als "in Form gebrachtes Feuer" war ein elementarer kultureller Entwicklungsschritt in der Geschichte der Menschheit. Und mit Sicherheit die schönste und faszinierendste Erfindung schlechthin. Er verhalf dem Menschen zu Selbstständigkeit und Autonomie, zu einer warmen Stube und damit einem freien Geist. Zu hochtrabend? Ob wohl Menschen wie Schopenhauer, Dürer oder Rembrandt mit kalten Füßen und eisklammen Fingern zu so genialen Gedanken und Werken fähig gewesen wären? Kurzum: Der Ofen gehört, so meinen wir, zu den Kulturgütern erster Ordnung.

Und, nicht zu vergessen:
Als es ein lustig Ding ist, zu sehen eine hübsche Frau und ein hübschen Ofen in einer Stube.
Johannes Pauli in seinem Schwankbuch "Schimpf und Ernst" (1519)

Der Ofen war immer schon mehr als nur ein Gerät gegen das Frieren.
Er war und ist auch Kunstobjekt und dient damit nicht dem Vergessen, sondern der Erinnerung.

„Ja, ich weiß, woher ich stamme!
Ungesättigt gleich der Flamme,
glühe und verzehr ich mich.
Licht wird alles, was ich fasse,
Kohle alles, was ich lasse;
Flamme bin ich sicherlich!“

(Friedrich Nietzsche, 1844-1900)

„Ein einziges Scheit gibt kein Feuer.
Zwei Scheite brennen schlecht.
Drei geben ein schönes Feuerlein.
Vier hingegen ein richtiges Feuer.
Fünf Scheite machen ein herrschaftliches Feuer.
Aber sechs erst ergeben einen königlichen Brand“.

(alter Tessiner Bauernspruch, nach Piero Bianconi, 1899-1984)

Ofen - Ofenkunst - Kunstofen

Auf dem Gebiet der Kunstwissenschaft und des Kunsthandwerks taucht der Begriff "Kunstofen" erst Mitte der 60er-Jahre auf. Immerhin wird dabei von vornherein auf die total unterschiedliche Herstellungsmethode hingewiesen: Hafnerarbeit einerseits, Eisenkunstguss andererseits. Auch wurde die zu diskutierende Zeitspanne - Gotik bis Jugendstil - erstmalig formal gleichbehandelt, auch wenn die "Eisenleute" durch z. T. ermüdende Detaildiskussionen den Ofen vor lauter Platten nicht mehr erkennen konnten. Es gibt mehr Fachliteratur über Ofenplatten als über Öfen!

"Die Anfänge des Ofenbaus lassen sich bis in die graue Vorzeit zurückverfolgen. Aus den primitivsten, rein zweckbedingten archaischen Urformen entwickelten sich die Heizkörper im Laufe der Jahrhunderte zu den kunsthandwerklich vollendeten und ästhetisch bezaubernden Meisterwerken späterer Epochen. Unzählige wertvolle Öfen sind der Zeit zum Opfer gefallen, nicht wenige aus purem Unverstand vernichtet, und ein Großteil ist noch in jüngster Zeit unter den Einwirkungen der beiden letzten Kriege in Schutt und Asche gelegt worden. Was heute noch an bemerkenswerten Objekten vorhanden ist, findet sich, leider meist nur wenig beachtet, in der Obhut von Museen, Schlössern und Burgen, aber auch - schwer auffindbar - vereinzelt in Bürger- und Bauernhäusern. Hier ist noch viel zu entdecken und sicherzustellen."
Zitat: "Der deutsche Ofen", Fritz Blümel.


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